von Christoph Seidl
03.2.2011

WARUM LäSST UNS GOTT LEIDEN?

Von der schwersten Frage der Menschheit

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Warum lässt uns Gott leiden?

Karl Rahner ISBN 978-3-451-33086-5

(„Warum lässt uns Gott leiden?“ 9,95 Euro )
Von frühster Kindheit an fragen Menschen „Warum?“ Besonders bohrend wird diese Frage im Zusammenhang mit Ungerechtigkeit und Leid. Ein Vortrag des Theologen Karl Rahner, der diese Frage in ihren Wurzeln erfasst und maßgeblich aufschließt.

Warum?
Würden Menschen nicht nach dem „Warum?“ fragen, gäbe es keine Schule und keine Erkenntnis, keine Wissenschaft und keinen Fortschritt. Doch „Wo war Gott in Winnenden?“, fragte im Jahr 2009 nach dem furchtbaren Amoklauf sogar die Bildzeitung, die sonst nicht unter dem Verdacht steht, religiöse Themen zu erörtern. Wenn Menschen an ihre Grenzen kommen, richten sie ihre Aufmerksamkeit auf das, was ihre Grenzen übersteigt, auf die Transzendenz. Sie erhoffen von dort Antworten. Aber auch die bedeutendsten Theologen müssen passen und auch die Bibel selbst beantwortet die Frage nach dem Leiden nicht so, wie wir es möglicherweise gerne hätten. Es handelt sich um die wohl schwerste Frage, die Menschen stellen können.

Um dieser Frage auf die Spur zu kommen, hat der vielleicht größte Theologe des 20. Jahrhunderts, der Jesuitenpater Karl Rahner (1904-1984) zu Beginn des Jahres 1980 in St. Peter zu Köln einen Vortrag gehalten, der bis heute aktuell ist: Warum lässt uns Gott leiden? Dieser Vortrag wurde nicht nur in seinen gesammelten Schriften Bd. 14 veröffentlicht, sondern damals auch zusammen mit den „sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ in einem kleinen Bändchen bei Herder mit dem Titel „Worte vom Kreuz“, das mehrere Auflagen erleben durfte.

Antwortversuch
Karl Rahner beschränkt sich in seinen Überlegungen auf theistische Antwortversuche, er bleibt also bei der Voraussetzung, dass es Gott gibt. Folgende vier Antwortmöglichkeiten stellt er auf den Prüfstand:

  • Das Leid als naturale Begleiterscheinung in der sich entwickelnden Welt
  • Das Leid als Wirkung der kreatürlichen, schuldigen Freiheit
  • Das Leid als Situation der Prüfung und Reifung
  • Das Leid als Verweis auf anderes, ewiges Leben

Der Theologe entwertet dabei die gängigen Überlegungen nicht schlechterdings, sondern er würdigt sie und führt sie durch vernünftige Analyse jeweils alle zu dem Ergebnis, dass sie ein wenig helfen, aber das Leiden doch nicht hinreichend begründen können. Weil Rahner die Unbegreiflichkeit des Leides schließlich als ein Stück der Unbegreiflichkeit Gottes selbst deutet, bleibt ihm am Ende nichts anderes übrig, als sich betend an Jesus Christus selbst zu wenden. Weil der Christ davon überzeugt ist, dass der Auferstandene der Gekreuzigte und Gestorbene ist, kann er die Antwort auf die Fragen nach dem tiefsten Sinn seines Lebens und Leidens nur im Dialog mit ihm finden, denn in ihm hat Gott dem Leben das letzte Wort gegeben und nicht dem Leiden. Und „alle abstrakte Theologie liefe schließlich doch ins Leere, wenn sie sich nicht selber aufheben würde aus Worten über die Sache in ein Gebet hinein, in dem vielleicht doch geschehen könnte, worüber vorher nur geredet wurde.“ (SW 30, S. 686)

Dr. Otto Friedrich hat seine Begegnung mit Karl Rahner bei diesem Vortrag als prägendes Glaubenserlebnis bezeichnet:
„Daß eine existentielle Frage eben eine Frage – und somit antwortlos – bleiben kann, das war für mich Teenager ein großes religiöses Aufatmen, wie ich es danach kaum je wieder erfahren durfte.“ (S. 67)

Karl Rahner zu lesen ist sicher nicht ganz einfach, in diesem vom Herder-Verlag neu aufgelegten Büchlein jedoch äußerst anregend und lohnend. Denn in einem überschaubaren Zeitraum nicht nur einem brillanten theologischen Denker zu begegnen, sondern auch neu zum Dialog mit Gott geführt zu werden, ist tief bewegend.

Warum lässt uns Gott leiden?

Karl Rahner, Mit einem Geleitwort von Karl Kardinal Lehmann herausgegeben von Andreas R. Batlogg und Albert Raffelt Herder Verlag 2010, 2. Auflage, 77 Seiten, broschiert, 18,6 x 12 x 0,8 cm

ISBN-10: 3451330865
ISBN-13: 978-3451330865
9,95€

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