von Magnus Koschig
22.4.2013

WAS WIRD JETZT AUS UNS, HERR BISCHOF?

Ermutigende Erfahrungen der Gemeindebildung in Poitiers

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Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof?

<span>Ermutigende Erfahrungen der Gemeindebildung in Poitiers</span> Reinhard Feiter / Hadwig Müller (Hrsg.) ISBN 978-3-7966-1475-0

(„Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof? “ 19,90 Euro )
Während in der deutschen Kirche immer mehr Gemeinden zu Großpfarreien oder Seelsorgeeinheiten zusammen geschlossen werden, regt dieses Buch an, neue Gemeinden zu bilden. Entgegen des Ansatzes, Umstrukturierungen von der schwindenden Anzahl der Priester abhängig zu machen, versucht die Ortskirche im französischen Poitiers das allgemeine Priestertum wieder in den Mittelpunkt zu rücken.


Als Erzbischof Albert Rouet nach seinem Amtsantritt in Poitiers die Gemeinden besuchte, wurde er in den ländlichen Gemeinden von den Bürgermeistern immer wieder gefragt: „Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof?“. Sie hatten erlebt, dass Schulen geschlossen, Bahnlinien eingestellt und die Versorgung in Zentren gebündelt wurde. Da es immer weniger Priester gab, konnte auch die Kirche nicht mehr jedes Pfarrhaus besetzen. Ging mit der Kirche nun die letzte Institution aus dem Ort? „Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof?“

Die Idee des Basisteams (Basisequipe)
Die Antwort, die auf dieses drängende Zeichen der Zeit gegeben wurde, war nicht der Appell an eine höhere Mobilität der Gemeindemitglieder oder Priester, sondern die Besinnung darauf, dass es Aufgabe der Gemeinden ist, bei den Menschen zu sein. Gemeinden sind kein Selbstzweck. In der Nähe zu den Menschen sollen sie ihnen das Evangelium vorschlagen. Diese Nähe wird nicht über hauptamtliche Mitarbeiter/innen sichergestellt, sondern über die „Basisequipe“ (Basisteam).
Für die Bereiche: Glaubensverkündigung, Caritas, Liturgie, materielle Belange und Vertretung gegenüber der Öffentlichkeit werden Beauftragte ernannt, die maximal sechs Jahre diese Verantwortung wahrnehmen. Auf Vorschlag der Gemeinde bzw. nach der Wahl erhalten sie ihre Beauftragung durch den Bischof. Sie arbeiten in einem Sektor mit dem zuständigen Priester zusammen. Er ist Bindeglied zwischen Personen und Gruppen, feiert die Sakramente und fördert den missionarischen Geist, indem er den Christen dabei hilft, ihren Glauben untereinander zu teilen und mitten in der Gesellschaft zu leben. (S. 49)

Reinhard Feiter und Hadwig Müller haben aus zwei Büchern über die örtlichen Gemeinden in Frankreich sechs Beiträge ausgewählt, um einen Eindruck von diesem Ansatz des Neudenkens der Gemeinde zu vermitteln. Alle Beiträge wurden von Beteiligten geschrieben, die in den letzten zehn Jahren erlebt haben, wie sich Kirche verändern kann. In den einzelnen Beiträgen wird geschildert, wie sich diese neue Struktur auf die örtlichen Gemeinden ausgewirkt hat.

Was wird also aus uns?
Auf die Frage: „Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof?“, gibt das Buch eine einladende Antwort: Lernt Verantwortung abzugeben und Verantwortung zu übernehmen, damit das Allgemeine Priestertum Fundament eurer Gemeinden ist. Das Buch nimmt der Leserin, dem Leser nicht die Arbeit ab, die geschilderten Erfahrungen in die eigene Situation zu übertragen. Für mich ein Gewinn, denn es ist besser, die Lust am Kochen zu wecken, als Kochrezepte zu verteilen.

Die Kirche vor Ort bleibt, wenn Menschen das wollen
„Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof?“, Menschen, die sich diese Frage stellen, weil ihre Gemeinden zu Großpfarreien, Seelsorgeeinheiten oder pastorale Räume zusammen geschlossen wurden, können aus den Erfahrungen in Poitiers lernen, dass die Kirche vor Ort bleiben wird, wenn die Menschen die Kirche vor Ort wollen. Wo einzelne bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, und wo die derzeit Verantwortlichen bereit sind, konsequent Rechte und Pflichten zu delegieren, wird es auch bei uns lebendige, örtliche Gemeinden geben. Wer dies bezweifelt oder wer in dieser Überzeugung bestärkt werden will, sollte dieses Buch lesen!

Was wird jetzt aus uns, Herr Bischof? Ermutigende Erfahrungen der Gemeindebildung in Poitiers

Reinhard Feiter / Hadwig Müller (Hrsg.) Schwabenverlag 2009, 168 Seiten, gebunden, 21,8 x 14 x 1,6 cm

ISBN-10: 3796614752
ISBN-13: 978-3796614750
19,90€

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Leser-Kommentar (1)
  • Dieser Ansatz ist sehr bedenkenswert. Ich lebe selber zwischen den Stühlen in einem Zusammenschluß von drei Gemeinden. Dieser Ansatz ist voll von Motivation für die sogenannten Laien, die ja letztendlich diese Fusionen von oben zu tragen haben.

    Vielleserin - 27. Juni 2010, 13:26