von Christoph Seidl
04.8.2009

WENN EIN KIND STIRBT

Trauerbewältigung für Familien und Angehörige

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Wenn ein Kind stirbt

<span>Ein Begleiter für trauernde Eltern und Geschwister </span> ISBN 3-7831-2316-X

(„Wenn ein Kind stirbt“ 14,90 Euro )
Kaum ein Schicksal erschüttert die Grundfesten des Lebens so sehr, als der Tod eines Kindes. Mechthild Ritter gibt Familien, Eltern, Geschwistern und Angehörigen einfühlsam und mutig echte Hilfen zur Bewältigung an die Hand.

Wenn die Zukunft stirbt
Wenn ein Mensch stirbt, bleibt immer für einen Moment die Zeit stehen, er hinterlässt eine Lücke, ob er alt geworden ist oder weniger alt, ob der Tod plötzlich kam oder vorbereitet. Wenn ein Kind stirbt, scheint die ganze Welt unterzugehen. Die Reihenfolge stimmt nicht, ja die Zukunft stirbt weg. Der Verlust ist so tiefgreifend, dass Außenstehende das kaum nachvollziehen können. Vor allem gehen sie naturgemäß irgendwann wieder zur Tagesordnung, zum „normalen Leben“ über, die Betroffenen kämpfen damit aber oft ein Leben lang.

Mechthild Ritter, Diplompädagogin und Seelsorgerin in der onkologischen Kinderstation des Klinikums in Würzburg, weiß das aus ihrer langjährigen Praxis und stellt sehr einfache, aber existenzielle Möglichkeiten einer nachsorgenden Begleitung vor.

Das Buch gliedert sich in drei Teile

  1. Im ersten Kapitel werden verschiedene Zeiten der Trauer beschrieben, angefangen bei den schmerzlichen Erfahrungen der zerstörten Hoffnungen vor dem Tod bis hin zum Erinnern als lebenslangem Prozess. Mit vielen Beispielen aus der eigenen Praxis illustriert die Autorin, wie wichtig es ist, diese schwere Zeit bewusst zu gestalten. Leben, solange es geht, ist ebenso von Bedeutung wie Haltungen des Lassens und des Vertrauens. Wahrnehmen, was ist, gestalten, was möglich ist, und die vielen Details des jungen Lebens zur Sprache bringen in den Riten des Abschieds und der Trauer – darin liegt viel Lebenskraft und auch viel Trost. Das Buch bietet ganz konkrete Fürbitten, die von Klassenkameraden gestaltet wurden, ein Predigtbeispiel, Hinweise zur Grabgestaltung, Lieder und Gedichte, die in persönlicher Weise dem Schmerz Ausdruck geben.
  2. Das Thema „Ausdruck geben“ bekommt im zweiten Kapitel ausgiebig Raum. Es bietet Bilder an, die betroffene Eltern und ihren Begleitern bei der Bewältigung ihres Trauerweges unterstützen können. Mechthild Ritter vergleicht den Körper mit einem Gefäß. Wenn die Trauer immer größer wird, muss auch etwas aus dem Körper entweichen können. Wie Weinen Stresshormone absondert, so muss es auch analog Möglichkeiten geben, wie der Schmerz abfließen kann, denn Schweigen wäre zerstörerisch, ja sogar „gotteslästerlich“ (S. 85). Von der Hängematte, der Welle, einer Mohnblüte über das Bild der Wunde und des Pflasters bis zum archaischen Berg, dem Labyrinth, der Quelle und der Tür werden unterschiedlichste Bilder entfaltet, die in der Trauerarbeit eine wichtige Rolle spielen können.
  3. Im dritten Kapitel wird schließlich ein Nachsorgemodell vorgestellt. Hinweise für die Gruppenarbeit, eine Wanderung und ein Wochenende für verwaiste Eltern bieten einen reichen Schatz von Methoden und Strukturen.

Frau Ritter hat ein leicht lesbares Standard-Werkbuch für Betroffene, für Selbsthilfegruppen „Verwaiste Eltern“, für Seelsorgerinnen und Seelsorger geschrieben. Ihr Konzept hat im Jahr 2000 eine Auszeichnung der Deutschen Leukämie-Forschungshilfe erhalten.

Wenn ein Kind stirbt Ein Begleiter für trauernde Eltern und Geschwister

Mechthild Ritter, Kreuz Verlag, Stuttgart 2003, 160 Seiten, broschiert, 21,5 x 13,5 cm

ISBN-10: 378312316X
ISBN-13: 978-3783123166
14,90€
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