von Christoph Seidl
20.1.2011

DER LETZTE TAG JESU

Worauf Christen ihren Glauben gründen

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Der letzteTag Jesu

<span>Was bei der Passion wirklich geschah </span> ISBN 978-3-460-33172-3 ISBN 978-3-932857-39-3

(„Der letzte Tag Jesu“ 12,85 Euro )
Was führte – könnte man wie im Fernsehen eine Rückblende ansehen – an jenem Freitag vor etwa 2000 Jahren zur Hinrichtung des Juden Jesus aus Nazareth? Welche historischen Daten stehen dahinter und was bedeutet es, wenn wir beim Evangelisten Lukas lesen: Der Messias habe all das erleiden „müssen“ (Lk 24,26)?

Dem Autor gelingt, es in flüssiger Sprache Fakten und (Be)Deutung der historischen Hintergründe von Jesu Tod und Leben einer breiten Leserschaft zu erschließen. Dass Jesus Christus um unserer Sünden willen am Kreuz gestorben ist, ist ein Glaubenssatz, der ebenso wahr wie für viele unserer Zeitgenossen unverständlich ist. Es handelt sich um eine theologische Kurzformel aus urkirchlicher Reflexion (1 Kor 15,3; Petr 3,18).

In einer von wissenschaftlichem Interesse geprägten Welt müssen sich auch Religionen und ihre Ur-Kunden historischen Nachfragen unterziehen. Die historisch-kritische Exegese hat im 20. Jahrhundert viele Verständnis- und Lesehilfen für die Bibel gebracht. Sie hat allerdings die biblische Lektüre auch schwieriger gemacht durch die scheinbar absolut geltende Frage: Ist denn das alles überhaupt so gewesen oder ist das „nur“ Deutung?

Die Fakten
Der namhafte Professor für Neues Testament Gerhard Lohfink (1973-1986 in Tübingen), hat bereits im Jahr 1981 ein Büchlein geschrieben, das heute den ersten Teil des vorliegenden Bandes darstellt. Damals beschrieb er die reinen „Fakten“ des letzten Tages Jesu:

  • Welche religiöse und politische Situation führte zum Todesbeschluss?
  • Welche Rolle kam Judas, welche Pontius Pilatus zu?
  • Was gibt es aus dem Vergleich mit historischen Dokumenten über die Art der Hinrichtung Jesu und über sein Begräbnis zu sagen?

Von der (Be-)Deutung Jesu Tod
Lohfinks Buch hat damals wie auch heute viele Interessenten gefunden. Allerdings erschöpft sich das rein historische Interesse sehr bald, wenn nicht auch von der Be-Deutung des Geschehens im Licht des Glaubens gesprochen wird. So hat Lohfink nun den immer noch sehr spannend zu lesenden, klar gegliederten ersten Teil über die „Fakten“ durch einen zweiten Teil über die „Deutung“ ergänzt. „Er stellt sich dem Problem, was überhaupt mit ‚historischen Fakten‘ gemeint sein kann. (…) Enthalten nicht unsere sogenannten ‚Fakten‘ immer schon Deutung – schon allein durch die menschliche Sprache, mit deren Hilfe sie vermittelt werden?“ (Lohfink S. 8f)

„Deutung“ am Beispiel eines historischen Films
An einem einleuchtenden Beispiel exerziert Lohfink das durch: Wird ein Film über ein historisch belegtes Ereignis gedreht, so gibt es neben Vorentscheidungen hinsichtlich Dokumentenrecherche auch eine Auswahl historischer Positionen. Dazu kommen eine Fülle von kleinen Entscheidungen beim Drehen: Welche Passagen aus dem unendlich scheinenden Drehmaterial werden letztlich verwendet? Wie werden sie zusammengefügt? Wie bringen Schauspieler historisch verbürgte Sätze zum Ausdruck?

Wie Filmemacher zu bestimmten „Schulen“ gehören, so kann man analog die Evangelisten einer Deutegemeinschaft zuordnen, nämlich dem Deuteraum „Kirche“. Reine Fakten gibt es nicht, von daher sind zum Beispiel Leiden, Tod und Auferstehung Jesu nicht einfach zu trennen in Faktum und Glaubensaussage, werden doch auch die „Fakten“ bereits von der Gemeinschaft im Licht des Glaubens erzählt.

Lohfinks ergänztes, leicht verständliches Buch könnte jedem interessierten Christen in die Hand gedrückt werden, der gerne tiefer in die Lektüre der Hl. Schrift und in das Verständnis des eigenen Glaubens einsteigen möchte.

Möglicherweise bietet Lohfinks Buch sogar einem kritischen Fernstehenden oder einem Verunsicherten einen neuen Zugang zur Bedeutung des Lebens Jesu von Nazareth, ohne das sein Tod ja ohnehin nicht zu verstehen wäre. In jedem Fall bewahrt Lohfink davor, sich im Glauben auf die Wiederholung von Lehrsätzen zu beschränken, indem er das „Erzählen“ als die geeignete Gattung beschreibt, von Jesus zu künden.

Der letzte Tag Jesu Was bei der Passion wirklich geschah

Gerhard Lohfink Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2007, 2. Auflage Verlag Urfeld 2007 120 S., kartoniert, 20 x 13 cm,

ISBN-10: 3460331720
ISBN-13: 978-3932857393
12,85€

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