GEORG FRIEDRICH HäNDELS AUFERSTEHUNG
von Stefan Zweig
(„Georg Friedrich Händels Auferstehung“ 4,95 Euro )
Stefan Zweig schafft es immer wieder mit seiner unvergleichlichen Gabe psychologischer Klarsicht und literarischer Leidenschaft, seine Leser für völlig unbekannte Themen zu begeistern. In diesem Fall, wie Händel aus einer persönlichen Lebenskrise heraus, während der Entstehung des „Messias“ gleichsam selber „aufersteht“.
Händels Auferstehung
Stefan Zweigs Novelle von der Entstehung Händels berühmten Oratoriums „Der Messias“, dessen Halleluja-Chor österlicher nicht klingen könnte, ist eine ergreifende Auferstehungsgeschichte des Komponisten selbst. Nachdem Händel 1737 einen Schlaganfall erlitten hatte, war sein kompositorisches Schaffen von Misserfolgen und Sorgen geprägt, bis ihn eines Tages beim Öffnen des Textmanuskriptes „The Messiah!“ die Worte „Comfort ye“ („Sei getrost“) in Bann nehmen. Daraufhin schafft er in einem Ausnahmezustand von nur drei Wochen das bis heute berühmte Oratorium.
Stefan Zweigs einzigartiger Erzählstil
Mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit sich ganz und gar in eine Epoche, Situation, oder einen Charakter hineinzuversetzen, gelingt es Stefan Zweig den Leser mitten in das Geschehen hineinzuversetzen. Mit großem Einfühlungsvermögen beschreibt Zweig Händel euphorisch als einen Vollblutkomponisten, der letztlich selbst Zeuge wird vom Wunder dieser außergewöhnlichen Schaffensperiode. Händel gesundet in dieser Novelle am „Messias“ und empfindet das Oratorium als seine Auferstehung. Tatsächlich setzte Händel das Werk stets in der Fasten- und Osterzeit auf den Spielplan und von der ersten Aufführung an spendete er den Erlös Bedürftigen im Gefängnis, an Krankenhäuser oder an Waisenkinder, da er den „Messias“ für sich als Gottes Geschenk empfand.
Sternstunden der Menschheit
„Georg Friedrich Händels Auferstehung“ entstammt Zweigs Sammlung von vierzehn Erzählungen „Sternstunden der Menschheit“, in denen er in geschicktem Wechselspiel von Fakten und Fiktion, mit großem Einfühlungsvermögen, Begebenheiten schildert, deren Auswirkungen die Geschichte der Menschheit verändert haben. Weitere Erzählungen sind z.B. die Entdeckung des Pazifiks durch Balboa, General Grouchys vergeblicher Versuch, Napoléon zu Hilfe zu kommen, oder Goethes unerfüllte Liebe zu Ulrike von Levetzow.
Wie geschaffen für die Fasten- und Osterzeit
Diese Auferstehungsgeschichte ist wie geschaffen für die Fasten- und Osterzeit. Das sehr schön gestaltete Büchlein in blauer Schriftfarbe ist ein kleines, aber gleichzeitig sehr wertvolles Geschenk zu Ostern, dass es sich aber auch lohnt, sich selbst zu gönnen.
Ich bin mir sicher, dass es Zweigs Novelle mit ihrem kurzweiligen und ergreifenden Erzählstil gelingt, auch die Menschen für das Oratorium zu begeistern, die dieser Musik eher fern stehen.
In unserer Familie ist Ostern ohne Händels „Messias“ nicht denkbar und dennoch habe ich diese Musik nach Stefan Zweigs Novelle vollkommen neu gehört. Besonders beeindruckend ist das Leseerlebnis, wenn man die Musik schon kennt und so in den Ideenrausch Händels, mit der Musik im Ohr, eintauchen kann.
Anaconda Verlag 2011, 72 Seiten, gebunden, 19 x 12,5 cm
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